Berichte von 08/2021

Nordeuropäische Hauptstädte

09Aug2021

Hey ihrs :)

 

Inzwischen ist der heiße Sommer hier in Lettland etwas abgeklungen und wir erleben momentan eher einen typischen lettischen Sommer. Die Temperaturen liegen zurzeit immer um die 20°C, oft ist bewölkt, etwas windig und ab und zu regnet es. Aber wenn die Sonne raus kommt, spürt man sofort die Wärme und es ist richtig schön.

Im letzten Monat ist viel passiert und dennoch kaum was. Ich merke, dass sich das Jahr und mein Freiwilligendienst hier zu Ende neigt. Mitte Juli haben wir uns von den Freiwilligen aus der anderen WG verabschiedet. Es war eine tolle Zeit mit denen zusammen und unsere Wege werden sich sicher noch einmal kreuzen.

 

Mit einer Mitbewohnerin bin ich für ein paar Tage in den Urlaub nach Ventspils gefahren. Davor waren wir noch in der Nähe von Cesis einen Tag lang paddeln. Eigentlich wollten wir mit dem Rad oder einem Paddelboot eine kleine Rundtour durch Lettland machen, aber zu der Zeit war es noch viel zu warm dafür. So haben wir uns das eingeteilt. Das Paddeln auf der Gauja war sehr schön und ruhig. Die Landschaft war malerisch grün und über das angenehm warme Wasser sind zig Libellen in allen möglich Farben geflogen. Das war sehr schön zu beobachten.

Paddeln auf der Gauja

Nach Ventspils sind wir dann mit dem Bus gefahren. Ich bin immer wieder überrascht und sehr zufrieden mit der Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und dem Preis bei den öffentlichen Verkehrsmitteln hier. Bisher hatte ich damit keine Probleme und nur gute Erfahrungen gemacht. In Ventspils hatten wir eine kleine süße Wohnung mit Blick über einen Park und Sonnenuntergang. Es war auch sehr angenehm, mal nicht vom üblichen Möwengeschrei oder dem Verkehr auf der Straße sowie in Riga aufgeweckt zu werden. Die Stadt haben wir dann am zweiten Tag zu Fuß erkundet. Man merkt Ventspils an, dass es eine Hafenstadt ist, von der aus Fähren u.a. nach Schweden gehen aber auch der meiste Holzhandel in Lettland abgewickelt wird. Es gibt große Hafenanlagen mit Förderbändern, Lagerplätzen und haufenweise eher älter aussehenden Maschinen. Irgendwie fand ich das sehr interessant und hab mich bei dem Anblick wie ein kleines Kind gefühlt, das alles erkunden möchte. Ich glaube was mich daran auch so fasziniert, ist einfach die Geschichte dahinter. Alles sieht so aus, als hätte es seine ganz eigene zu erzählen. Wenn man vom Hafen aus dann in die Innenstadt geht, findet man kleine Gassen mit Holzhäusern, die vom Baustil sehr an die skandinavischen Häuser erinnert. Aber mit das Schönste an Ventspils ist der Strand. An dem Tag waren wir dort auch baden, durften allerdings nur bis zur Hüfte ins Wasser, da die Wellen zu hoch und die Strömungen unter Wasser zu stark waren. Trotzdem war es sehr schön und es lohnt sich, den Strand auch mal zu besuchen. Allerdings sieht man innerhalb von einem Tag eigentlich schon das wichtigste von der Stadt und wenn man dort länger bleibt, empfiehlt es sich, ein Auto zu haben, sodass man noch mehr Ausflüge in die schöne Natur und Umgebung machen kann.

Wenn man durch die Stadt geht, sieht man übrigens an vielen Ecken große Figuren von Kühen stehen. Der Grund dafür ist das Kunstprojekt „Kuhparade Ventspils 2002“, welches im Jahr 2012 noch einmal wiederholt wurde. Dabei wurden die großen Fiberglas-Kühe von verschiedensten Künstlern angemalt und für eine Wohltätigkeitsorganisation versteigert.

Postkartenmotiv in VentspilsKunstprojekt "Kuhparade"

 

Ein Wochenende später habe ich mit zwei anderen Mitfreiwilligen auf eine Reise nach Tallinn in die Hauptstadt von Estland gemacht. Wir sind mit dem Bus entspannt knapp 4h nach der Arbeit hoch gefahren und sind abends dann angekommen. Auf den ersten Eindruck wirkte Tallinn viel moderner und neuer als Riga. Das hat sich auch in den nächsten Tagen bestätigt, als wir uns die Stadt genauer angeschaut haben. Tallinn hat z.B. auch mehr Hochhäuser als Riga und ist generell nicht so heruntergekommen und technisch fortgeschrittener. Die ganze Stadt wirkt zwar noch kleiner, aber auch lieblicher als Riga. In der Altstadt findet man ganz viele kleine Gassen, tolle Fassaden und Häuser, die noch stärker aus der mittelalter Zeit geprägt sind. Zudem hat man vom Domberg aus eine schöne Aussicht über die Stadt und den Hafen. Wer in Tallinn ein ruhiges Café sucht, findet in der Altstadt an jeder Ecke eins. Und wenn man nicht gerade am Marktplatz verweilt, dann bekommt man auch kaum was von anderen Touristen mit. Alles in allem hat mir Tallinn total gefallen. Die Stadt ist einfach und schnell zu erkunden, sodass man sich nicht nur auf Touristenspots konzentrieren muss, sondern auch schon kleine eigene Entdeckungen machen kann, ohne Angst haben zu müssen, etwas zu verpassen. Besonders haben mir die Alexander-Newski-Kathedrale, die größte und prachtvollste orthodoxe Kirche in Tallinn und das Schloss Katharinental gefallen. Das Schloss haben wir leider nur von außen gesehen, aber die Parkanlage drumherum ist dennoch auf jeden Fall ein Besuch wert. Das ehemalige Zarenschloss ist nach dem Vorbild von Versailles, von Springbrunnen, Hecken und einem geometrisch angelegten Blumengarten umgeben. Es wurde 1718 vom russischen Zaren Peter I. zu Ehren seiner Frau errichtet und gilt heute als eines der schönsten Beispiele der Barockarchitektur in Estland und ganz Nordeuropa. Zum Sonnenuntergang ist sowohl bei Touristen als auch bei Einheimischen die Linnahall sehr beliebt. Das war eine Mehrzweckhalle, die für die Olympischen Sommerspiele 1980 erbaut wurde. Die eigentlichen Spiele fanden damals in Moskau statt, aber die Segelwettbewerbe wurden in Tallinn ausgetragen. Danach wurde es für zahlreiche Kultur-und Sportveranstaltungen genutzt, zeitweise auch vom Eishockeyclub Tallinn Stars. Nun steht es leer und im Land spalten sich die Meinungen, ob man es weiterhin erhalten oder lieber abreißen soll. Solange es aber noch steht, hat man von dort einen guten Ausblick aufs Meer und den Sonnenuntergang.

Alexander-Newski-KathedraleSchloss KatharinentalSonnenuntergang auf der Linnahall

Und weil wir jetzt schon einmal im Norden vom Baltikum waren und Helsinki nur noch ein Katzensprung entfernt ist, haben wir einen Tagesausflug in die finnische Hauptstadt gemacht. Mit der Fähre sind wir morgens knapp 2h gefahren, bevor wir von sonnigem Wetter und einer langsam aufwachenden Stadt begrüßt wurden. Auch Helsinki hat wunderschöne Architektur zu bieten. Besonders toll und auch Wahrzeichen der Stadt ist der Dom und der davor liegende Senatsplatz. 1852 wurde dieser zu Ehren des russischen Zaren Nikolaus I. gebaut. Als Finnland 1917 unabhängig wurde, änderte man den Namen in Suurkirkko („Großkirche“) und 1959 wurde mit der Gründung des Bistum Helsinki schließlich die Kirche zum Dom.

Wir haben den Tag vor allem damit verbracht, uns die Stadt anzuschauen. Helsinki ist im Vergleich zu Tallinn und Riga wesentlich mehr Touristenüberlaufen und auch teurer. Die Straßen und Häuser wirken alle sehr groß und weit, aber dadurch auch etwas unpersönlicher. Dennoch laden viele kleine Cafés und Parks zum Halt machen ein. Ein Highlight für uns war Lidl. Die Discounterkette gibt es in Lettland noch nicht, aber es werden schon Filialen gebaut. Wir fanden es einfach mal wieder toll, durch einen uns bekannten Laden zu gehen. Man sieht generell immer wieder deutsche Produkte in den Regalen, dennoch findet man nicht alles, was das deutsche Herz begehrt. So haben wir im finnischen Lidl Aufbackbrötchen gekauft, die wir wieder bis nach Riga mitgenommen haben, um hier auch mal frische Frühstücksbrötchen genießen zu können.

Dom von HelsinkiHelsinki im Abendlicht von der Fähre aus

Alles in allem war der Urlaub wunderschön und ich freue mich, dass wir trotz Corona diese Erfahrung noch mitnehmen konnten. Die Reise über die verschiedenen Grenzen hat dank Zertifikat problemlos funktioniert.

 

Nun hat der letzte Monat begonnen und bald geht’s nach Hause. Bis dahin!

 

Bye bye weißer Hai :)

 

(Ich würde Euch gerne noch mehr Bilder von den wunderschönen Städten zeigen, aber ich habe hier nur eine begrenzte Anzahl zur Verfügung und möchte noch ein paar Bilder für den nächsten und wahrscheinlich letzten Beitrag aufheben. Aber ich freue mich, wenn wir uns die Bilder dann vielleicht zusammen anschauen können, wenn wir uns das nächste Mal sehen :D )